„Straßen führen zu den Menschen“
sagt der kleine Prinz in Antoine de Saint-Exuperys gleichnamigem modernen Märchen. Brücken eröffnen neue Ufer und Horizonte.
Im Landkreis Dingolfing-Landau führen heute 14 Straßenbrücken über die Isar, die meisten Isarbrücken aller Landkreise. Die Brücken gehören zu sieben Kreisstraßen, drei Staatsstraßen, drei gemeindlichen bzw. städtischen Straßen und einer Bundesstraße. Kein Landkreis in Deutschland hat mehr große Flussbrücken (über 100 Meter) als Dingolfing-Landau.
Die Geschichte unserer Vorfahren, die in den vergangenen 1.000 Jahren auf den Isaranhöhen Ortschaften gründeten - und sich ab dem 19. Jahrhundert auch in den Talniederungen ansiedelten - ist mit großen Herausforderungen und Anstrengungen verbunden, die ihnen der ungebändigte Fluss auferlegte. Die Isar war nie schiffbar, weil sie alle paar Jahre ihren Verlauf änderte und sich in immer anderen Flussbetten durch das fünf Kilometer breite Tal wälzte. Die geringe Wassertiefe in den ständig sich verändernden Flussläufen erlaubte deshalb nur den Verkehr von Flössen, die wenig Tiefgang hatten.
Historiker gehen davon aus, dass auf dem Gebiet des Bistums Freising (beim heutigen Unterföhring) vor über 1.000 Jahren die erste Isarbrücke - als Zollstation - am Mittel- und Unterlauf der Isar entstand. Mit den Wittelsbacher Städtegründungen im 13. Jahrhundert und zunehmender Besiedelung, bauten die Anrainer - zur Förderung des Handels und der Landwirtschaft - Furten und Brücken, an denen von Fremdnutzern Gebühren oder Zoll verlangt wurden. Der Aufwand für den Bau und Unterhalt der Holzbrücken war gigantisch. Durch Hochwasser, Eisstöße, Kriegshandlungen und Floßunfälle wurden sie dutzende Male zerstört. Oft dauerte es Jahre bis wieder Pfeiler stabil verankert und die Brücke gebaut werden konnten. Das Zeitalter der wenig belastbaren und fragilen Holzbrücken ging zu Ende, als neue Baumaterialien und Techniken (Eisen, Beton) mit dem Bau der Eisenbahnbrücke zwischen Mamming und Goben 1875 und bei der Teisbacher Straßenbrücke 1899 neue Standards setzten.
Es lohnt ein Blick zurück in die vergangenen Jahrhunderte und Jahrzehnte: Nie hatten wir so gute Brücken - und nie so wenig Mühe und Ärger damit - wie heute. Unser Staat, unsere Kommunen regeln das besser als früher oder heute anderswo. Ein Blick über die Grenzen kann erhellend sein. Wir haben heute hohe Standards - auch in anderen Lebensbereichen. Die Brücken - und diese Standards - sind ein Gemeinschaftswerk, an dem wir alle mitarbeiten (sollten!).
Brückengeschichte und Brückengeschichten waren und sind Teil unserer Lokal- und Familiengeschichte. Haben Sie viel Freude mit unseren (vielleicht neuen) Informationen und Erkenntnissen zu den/unseren Isarbrücken im Landkreis Dingolfing-Landau zwischen Niederviehbach und Ettling.
Als politische Geschäfte und Feldzüge Frankreichs Kaiser Napoleon Bonaparte von 1805 bis 1813 mehrfach nach Bayern führten - (1809 übernachtete er in Mengkofen) - bemängelte er nicht nur die schlechten Verkehrswege, sondern das völlige Fehlen von brauchbaren Landkarten. König Maximilian I. und sein Leitender Minister Maximilian von Montgelas trieben daraufhin die kartographische Erfassung Bayerns voran. Die Ergebnisse wurden 1821 im „Topographischen Atlas von Bayern“ veröffentlicht, der in Frankreich und England als die beste Katastervermessung der Welt gelobt wurde. (Siehe Karten „Isarverlauf“ bei jedem Standort).
Bereits 1554 hatte Herzog Albrecht V. den Ingolstädter Mathematikprofessor Phillip Apian beauftragt eine orientierende Darstellung des Herzogtums Bayern zu erstellen. Nach acht Jahren präsentierte Apian das Werk (Holzstiche) auf 24 Landtafeln, die 1568 als Buch erscheinen. Sie zeigen Orte, Flüsse, Seen und Wälder, aber keine Straßen. Dingolfing und Landau sind als befestigte Städte mit Stadtmauern dargestellt. Niederviehbach (1) und Loiching (2) sind dabei Voll-Brücken-Standorte. Bei Landau (10) führen drei Brücken über die drei Isar-Arme, bei Dingolfing (4) überbrücken zwei Brücken den geteilten Fluss. Nördlich davon stellt er die langgezogene Moosbrücke (Richtung Dietnau) dar. Nur auf ihr konnte zeitweise das Isarmoos überquert werden und der Handelsweg nach Regensburg und Straubing genutzt werden. Bei Teisbach (3), Mamming (8) und Frammering (12) wird jeweils nur ein Isar-Arm überbrückt, die weiteren Flußarme werden in Furten durchquert. An den Brückenstandorten Gummering (1-2) und Gottfrieding (7) (Göpferting) sind die Brücken zum Zeitpunkt der Bereisung von Phillip Apian zerstört und nicht in Funktion. Pilberskofen (7-8), Zeholfing (13) und Ettling (14) wurden erst später zu Brückenstandorten.
1886 veröffentlicht das Königreich Bayern erstmals eine Aufstellung seiner Flussbrücken. Für die Bezirksämter Dingolfing und Landau a.d.Isar werden über die Isar 10 Straßenbrücken aus Holz und eine Eisenbahnbrücke (Mamming – Pilsting) aus Eisen aufgelistet. Die hochrangigste Brücke (Reichsstraße) überquert die Isar bei Landau. Die Brücke in Dingolfing ist eine Landstraße 1. Ordnung und fällt in die Zuständigkeit des Königreichs Bayern. Auch die Brücke bei Niederviehbach hat übergeordnete Bedeutung. Als Landstraße 2. Ordnung ist für sie der District (heute Landkreis) Dingolfing zuständig. Für die weiteren sieben Straßenbrücken sind die jeweiligen Gemeinden zuständig.
Die 1875 fertiggestellte Eisenbahnbrücke bei Mamming wurde nach Stilllegung der Strecke Mühldorf - Plattling im Jahre 1974 gesprengt und abgetragen. Die Bockerlbahnbrücke wurde erst 1902/03 gebaut und wird nach Einstellung des Eisenbahnverkehrs (Landau - Arnstorf) seit 1999 als Radwegebrücke genutzt. Die drei weiteren Brücken - Dingolfing Stadionbrücke (5), Dingolfing, Ostumfahrung (6) und Landau, B20 (9) dienen der Entlastung des innerörtlichen und Durchgangverkehrs. Sie wurden in den Jahren 1973, 2002 und 1991 eingeweiht und dem Verkehr übergeben.