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Isarbrücke Ettling

Eine leistungsfähige Brücke für Ettling


Der Brückenstandort Ettling ist erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts nachweisbar und mit gut 200 Jahren relativ neu bzw. jung. Damals, 1815, hatte man sich zwischen den Einwohnern der Ortschaften Ettling, Westerndorf und Meisternthal auf die Lastenverteilung für Bau und Unterhalt der Ettlinger Brücke geeinigt. In der kartographischen Uraufnahme (ca. 1827-1840) wird die Isar bei Ettling auf 4 Brücken überquert. Die Brücke über den Hauptstrom befindet sich damals 560 Meter nordöstlich der heutigen Brücke (heute Altwasser). Wo heute die Isar fließt, war damals nur ein schmales Nebenrinnsal. Im August 1845 wendet sich der Häusler Georg Ziegler aus Ettling an das Königliche Amtsgericht Landau und beklagt sich, dass die „Kleinbegüterten“ im Vergleich zu den „Großbegüterten“ ungerechtfertigt viel für die Brücke leisten müssten.
Eine Brücke zu unterhalten war damals für jedes Dorf eine finanzielle und arbeitsmäßige Mammutaufgabe. 1842 hatte der Landauer Landrichter Dr. Franz Xaver Reber die Gemeinde Ettling aufgefordert, ihre marode Brücke so zu sanieren, dass sie keine Gefahr mehr für den Floßverkehr auf der Isar darstellt. Als „ohngeachtet der Androhung von Strafen und Amtszwang“ nichts voranging, schrieb der Königliche Landrichter den drei „ungehorsamen Gemeinden“, es sei „schleunigst“ zu handeln und den „höchsten Befehlen vollständig entsprechend zu genügen.“ Dieser „Brandbrief“ ging gleichlautend an die Nachbargemeinden Zeholfing und Frammering, deren Brücken ebenso wie die in Ettling, stark einsturzgefährdet waren.

Die einfache Holzbauweise brachte es mit sich, dass die Brücken oft längere Zeit – auch jahrelang – nicht benutzt werden konnten, weil sie Hochwasser, Eisstöße oder Unfälle mit Flößen beschädigt oder weggerissen hatten. Es sind nicht alle Schadensfälle dokumentiert und noch nicht alle Unterlagen im Staatsarchiv Landshut ausgewertet. Es gilt aber als gesichert, dass die Brücken bei Ettling im 19. Jahrhundert mindestens 10 Mal die „Isar hinuntergingen“ und die Flussüberquerung nicht möglich war.

Nach der Isarkorrektion – bei der im Raum Ettling bis 1895 die verschiedenen Flussarme der Isar in einem Hauptstrom zusammengelegt wurden – ging die Gemeinde Ettling unter großen finanziellen Opfern daran, sich eine eigene stabile Brücke zu gönnen. Im Jahre 1903 lebten in der Gemeinde Ettling 301 Einwohner (in 55 Wohngebäuden). Frühere Umwege über Zeholfing (z. T. mautpflichtig) oder Oberpöring waren nun nicht mehr nötig.

Am 30. April 1945 sprengten deutsche Wehrmachtseinheiten alle Isarbrücken, um ein Vorrücken der US-Armee zu verhindern bzw. zu erschweren. Sie erreichten eine Verzögerung von einem Tag, den Schaden hatte die einheimische Bevölkerung. Im benachbarten Niederpöring (5 Kilometer isarabwärts) kamen am 10. Mai 1945 elf Menschen ums Leben, die mit einer Kahnfähre die Isar überqueren wollten. Nur sechs von 17 Passagieren konnten sich ans Ufer retten. Die Isar führte damals leichtes Hochwasser. Auch die Ettlinger mussten sich in den Nachkriegsmonaten mit einem Fährbetrieb und Ersatzlösungen behelfen. Die amerikanische Militärregierung gestattete die Wiederherstellung der Brücke, was äußerst schwierig war, da es in den Notzeiten (Hungerwinter 1945/46) und vor der Währungsreform kaum etwas zu kaufen gab. Man musste ein Organisationstalent sein, um z. B. Nägel zu bekommen. Dennoch gelang es, die Brücke 1947 wieder behelfsmäßig instand zu setzen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Süd-Nord-Verbindung von Eichendorf nach Wallersdorf überörtliche Bedeutung zuerkannt. Aufgestuft zur Staatsstraße 2325 übernahm für sie und die dazugehörige Isarbrücke deshalb der Freistaat Bayern die Trägerschaft. Um dem steigenden Privatverkehr und den schwerer gewordenen Fahrzeugen gerecht zu werden, baute der Freistaat in den Jahren 1979 und 1980 die Isarbrücke bei Ettling neu und erhöhte die Traglast auf 60 Tonnen.
Vorausgegangen waren dem Neubau jahrelange Klagen und schließlich Demonstrationen von Unternehmern und Landwirten. Sie mussten – wenn sie sich an die Vorschriften hielten – Umwege über Plattling oder Landau in Kauf nehmen, weil ihre beladenen Fahrzeuge das zulässige Gesamtgewicht auf den vier ländlichen Brücken überschritten.

Die Einweihung der Brücke 1980 unterschied sich dann deutlich von der 1947. 1980 verloren sich ein Dutzend Beteiligte beim Festakt auf der Brücke. Bürgermeister Helmut Wimmer hatte ihn initiiert – nachdem vom Bauherrn nichts geplant war – Pfarrer Dr. Sailer wurde gebeten, die neue Brücke zu weihen. Anders 1947. Nachkriegszeit, Notzeit, Lebensmittelrationierung. Brot, Fett, Zucker, Fleisch usw. waren nur gegen Lebensmittelmarken erhältlich. Mehrere hundert Menschen waren zur Einweihung gekommen. Die Überraschung: Für 320 Ettlinger und ihre Gäste gab es ein Festessen. Gastwirt Alban Gillmeier war wochenlang bei Bauern „hausieren“ gegangen und konnte dadurch – gratis – 320 Essen auftischen.

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